Die Pflicht der Wächter

Früher war es ganz normal, dass jede Stadt oder auch die Dörfer einen Wächter hatten, nicht nur in der Nacht. Auch am Tag standen diese auf ihren Türmen und Beobachtungsposten und hielten Ausschau. Ausschau nach dem Feind.

Der Prophet Ezechiel beschreibt im Kapitel 33 seines Buches eben diese Wachmänner. Allerdings weitet er den Begriff Wachmann etwas aus, er schließt auch die Wächter des Glaubens ein; vielmehr wird er selbst von Gott auf solch einen Posten erhoben: „Du aber, Menschensohn, ich gebe dich dem Haus Israel als Wächter; wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, musst du sie vor mir warnen.“ (Ezechiel 33:7)

Ezechiel war sich bewusst welche Last nun auf seinen Schultern liegen würde. Er wusste, dass er nun Verantwortung tragen müsse; wie auch die Wächter auf den Türmen der Stadt. Nur war er vom Herrn mit dem „Schutz der Seelen“ seines Volkes beauftragt worden. Was nun, wenn er die Menschen nicht rechtmäßig warnen würde? Dann lag die Schuld bei ihm. Wenn er jedoch die Warnungen aussprach und das Volk die Ohren verschloss, dann würde ihm Gott keine Schuld zusprechen, denn er hatte ja Zeugnis abgelegt.

Zu diesem Thema spricht auch Jakobus im Neuen Testament: „Nicht viele von euch sollen Lehrer werden, meine Brüder und Schwestern. Ihr wisst, dass wir im Gericht strenger beurteilt werden.“ (Jakobus 3:1)

Manche von ihnen werden sich vielleicht nun die Frage stellen, was wir mit dem Schutz der Seelen zu tun haben, schließlich sind (vermutlich) weder sie noch ich ein Priester, ein Prophet oder ein Schriftgelehrter. Jedoch sind wir alle getauft (ebenfalls vermutlich), und somit zum Prophet, König und Priester berufen worden. Das heißt, wenn auch unsere alltägliche Berufung nicht die eines Propheten, eines Königs oder eines Priesters entspricht, so möchte Gott dennoch, dass wir im Bund den er mit seinem Volk geschlossen hat mitwirken. Diese „Mitwirkkraft“ ist uns in der Taufe übertragen worden.

Und somit treten auch wir in die Fußstapfen Ezechiels und sind dazu berufen nicht nur unsere, aber auch die Seelen unserer Mitmenschen zu bewachen. Dies tun wir als (Groß-)Eltern, als Lehrer, als Erzieher, Betreuer oder wann immer wir einem Menschen einen Rat geben; also ziemlich häufig.

Denken wir daran, dass das Seelenheil unserer Familie & Freunde uns am Herzen liegen sollte.