Friede

Vorgestern war der erste Advent. Jetzt beginnt die friedvolle Zeit, die Vorweihnachtszeit. In den Straßen leuchten die geschmückten Laternen, in den Gärten die kleinen Lichter der Weihnachtsgestecke und manchmal sieht man sogar durch die Fenster der Häusern schon den ein oder anderen Weihnachtsbaum. Wir alle sehnen uns nach einer harmonischen Zeit in der die Probleme des Alltags etwas in den Hintergrund rücken. In diesem Jahr fällt das allerdings besonders schwer. Es scheint als ob die vergangenen Jahre der Pandemie immer noch ihren Schatten auf uns werfen; noch dazu kommen in diesem Jahr jedoch die Sorgen um den Krieg vor Europas Tür, die weltweite Inflation, die Wirtschaftkrise im eigenen Land und die Nöte um ausreichende Energie- und Stromversorgung durch den bevorstehenden Winter. Ich möchte und kann hier gar nicht ins Detail gehen, denn ehrlich gestanden haben wir keinen Fernseher oder Radio in unserem Haus und wenn ich nicht von meinem Mann die neuesten Schlagzeilen vorgelesen bekommen, dann befinde ich mich so ziemlich hinter dem Mond.

Ich mache mir aber oft Gedanken über den Frieden, schließlich ist er das nach dem wir uns sehnen. (Im übrigen bin ich der Meinung, dass sich wirklich alle Menschen nach Frieden sehen, auch die, die Mitten im Kampf stehen; aber das ist ein anderes Thema für einen anderen Tag.) Nachdem ich nun fast durch die gesamte Bibel gelesen haben, wird mir immer mehr bewusst, dass Unruhen, Kämpfe, Krieg und auch Streitereien zwischen den Menschen seit Anfang an zu unserer Geschichte gehören. Wer etwas im Glauben verankert ist, hat sicherlich schon von der Erbsünde gehört; der Sünde die Adam und Eva uns noch jetzt auf die Schultern laden, durch ihr erstes Aufgebahren vor Gott, ihr Ungehorsam gegenüber seinen Regeln im Garten Eden. Und deswegen kämpfen wir jetzt immernoch?

Im gewissen Sinne schon, denn es ist immer ein Kampf von Gut gegen Böse – von Anfang an, durch alle der Jahrtausende. Allerdings diskutieren ironischweise die Gegenseiten immer darüber wer denn nun der Held und wer der Verbrecher der Geschichte ist. Die Finger zeigen natürlich immer auf den Opponenten. Werden wir also nie den Frieden finden?

Hier kommt Gott ins Spiel. Er versichert uns immer wieder, dass er uns den Frieden bringen wird. Zynische Kritiker bemängeln natürlich die zeitnahe Umsetzung der einträchtigen Versprechen unseres Herrn und lassen sich sogar darauf ein zu behaupten, dass der Unfriede in der Welt ein Beweis gegen die Existenz Gottes sei. Ich möchte dieser Behauptung nachdrücklich entgegensprechen und daran erinnern was Jesus selbst uns mit auf den Weg gibt: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch“ (Johannes 14:27). Und genau darin liegt der Unterschied.

Jeden Sonntag beten wir in der Heiligen Messe, zwischen dem Vaterunser und kurz vor dem Empfang der Kommunion beim Friedensgebet: „Herr Jesus Christus, Du hast zu Deinen Aposteln gesagt: ‚Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.’ Schaue nicht auf meine Sünden, sondern auf den Glauben Deiner Kirche und gebe ihr huldvoll Frieden und Eintracht, wie es deinem Willen entspricht.“ Es ist also nicht unser Friede den Gott uns bereitstellt. Jesus sagt: „MEINEN Frieden gebe ich Euch.“ Unser Friede beinhaltet viele Sachen die wir uns auf dieser Welt wünschen, ja, manche vielleicht sogar ehrenhaft und anstrebenswert, aber eben nicht die Art von Frieden die Gott uns verspricht. Jesus sagt wir werden den Frieden IN IHM finden, nicht, dass er uns Frieden gegen unseren Willen überstülpen wird. Er stellt es uns jeden Tag auf neue frei auf welche Seite wir uns begeben; diese Freiheit ist auch ein Versprechen Gottes an uns, denn er möchte uns nicht erpressen. Er möchte uns aus freien Stücken bei sich haben. Und wenn wir uns darauf einlassen, ihm wenigstens eine Chance geben, ihn mal um ein erstes Kennenlernen bitten, uns öffnen und seinen Worten lauschen, dann kann mit ihm auch SEIN FRIEDE bei uns einkehren. Und dieser Friede ist innerlich. Es ist ein Friede der Seele. Der Friede den Maximilian Kolbe im Konzentrationslager gespürt hat oder Johanna von Orléans im Hundertjährigen Krieg. Es ist der Friede den so viele Heilige fühlten während sie verfolgt, gedemütigt und auch oft ermordet wurden. Ein Friede der, wenn man ihn einmal als Gnadengeschenk bekommen hat, einem nicht mehr entrissen werden kann.

Und somit können wir das große Geschenk des Friedens Jesu auch in unseren Tagen erleben. Sogar jetzt, inmitten dieser schwierigen Zeiten. Vorallem jetzt, wo das Fest der Geburt Christi vor der Türe steht – die Weihnachtszeit, die friedvolle Zeit. Wir müssen nur dem Herrn die Türe zu unserem Herz für sein Kommen öffnen, dann werden auch wir dieses große Geschenk erhalten; das Geschenk des Himmels, das mit Gold und Silber nicht aufzuwiegen ist – den Frieden.