Nichts ist umsonst

Nichts ist umsonst

„Nichts im Leben ist umsonst. Selbst der Tod kostet das Leben.“ Das ist wohl einer der bekanntesten Sprüche. Auch ich habe von Kindheit auf gelernt, dass man für alles was einem wertvoll und wichtig ist arbeiten und kämpfen muss. Es geht nicht nur um schulische Leistungen oder Fortschritte auf der Karriereleiter; selbst wenn ich ein Hobby erlernen möchte muss ich dafür etwas tun. Trotzdem gehen wir gerne den Weg des geringsten Widerstandes.

Wenn wir dieses Prinzip auf unseren Glauben übertragen bedeutet es, dass wir wirklich Zeit investieren sollten um die katholischen Werte, Richtlinien und die Kirche tiefgründig kennenzulernen (und um diesen Schatz zu erkunden reicht ein Leben gar nicht aus). Leider ist das oft nicht der Fall. Wir ähneln hiermit den Israeliten des Alten Testamentes, die im gespaltenen Königreich zwar den Glauben von ihren Vorvätern geerbt hatten, aber sich leicht von der falschen Spiritualität der sie umgebenden Völker beeinflussen ließen und sich dem Götzendienst hingaben. Sie machten es sich einfach und lebten so wie die Menschen um sie herum. Sie passten sich ihrer Umgebung an.

Heutzutage sieht das bei uns genauso aus. Wir haben den Glauben von unseren Großeltern und Urgroßeltern mit in die Wiege gelegt bekommen. Überall in Deutschland, aber vorallem in Bayern haben wir wunderschöne katholische Kirchen. Hat das Land einst seine Missionare in die ganze Welt geschickt, fühlt es sich nun eher als Diaspora, der Verstreutheit unseres Glaubens, denn mittlerweile stellen wir Katholiken eher die Minderheit im einst so christlichen Land dar.

Vielleicht täte es uns gut einmal Nehemia 9 & 10 zu lesen. Dort lesen wir unter anderem: „Unsere Väter aber wurden hochmütig; sie verhärteten ihren Nacken und hörten nicht auf deine Gebote. Sie weigerten sich zu gehorchen und dachten nicht mehr an die Wunder, die du an ihnen getan hast (Nehemia 9:16-17). Und weiter: „dann aber wurden sie trotzig; sie empörten sich gegen dich und kehrten deiner Weisung den Rücken. Deine Propheten warnten sie zwar und wollten sie zu dir zurückführen; doch man tötete sie und verübte schwere Frevel. Da gabst du unsere Väter in die Hand ihrer Feinde, die sie hart bedrängten. Wenn sie dann bedrängt wurden, schrien sie zu dir zum Himmel. In deinem  großen Erbarmen schicktest du ihnen Retter, die sie aus der Hand ihrer Feinde befreiten. Doch sobald sie Ruhe hatten, taten sie wieder Dinge, die dir missfielen (Nehemia 9:26-28). Der Text geht natürlich noch weiter, aber schlagen sie dafür selbst ihre Bibel auf.

Fakt ist, wir sind genauso wie unsere Vorfahren. Je leichter das Leben desto besser, da brauchen wir auch Gott nicht; außer das Leben wir hart, dann erinnern wir uns oft daran, dass es irgendwo vielleicht Gott gibt und wir ihn im Gebet suchen könnten. Sobald die prüfende Zeit aber vorbei ist, sind uns der Glaube und die Kirche wieder ziemlich egal.

Der Glaube sollte jedoch für uns eine lebensprägende Kraft darstellen. Der heilige Paulus sagt: „der Gerechte lebe aus dem Glauben (Röm 1:17). Idealerweise gestalten wir also unser Leben nicht nach schwankenden Seelenstimmungen oder vorübergehenden Gefühlen heraus, sondern nach unserem Glauben. Er durchdringt alle Lebensbereiche und versorgt uns mit Stärke, Tugenden und Geboten durch die wir unser Leben gut steuern können, in allen Lebenslagen. Und dafür sollte uns auch kein Weg zu hart, kein Einsatz zu hoch sein. Erinnern sie sich… nichts ist umsonst im Leben.

Liebe – die Größte aller Gaben

Liebe - die Größte aller Gaben

Bevor mein Mann und ich heirateten, gab er mir eine Zusage. Er schaute mich an, lächelte, und versprach, dass es mit ihm nie langweilig werden würde. Für viele wäre das wahrscheinlich nicht die romantischste Aussage, aber ich weiß gar nicht wie oft wir uns nach fast 25 Jahren daran erinnern, darüber lachen, auch wenn es manchmal schwierig war und ist, das Leben miteinander. Wir witzeln immer, dass wir uns nicht immer mögen müssen, aber die Liebe füreinander darf nie vergehen. Was bedeutet aber Liebe?

Der hl. Paulus beschreibt die Liebe in einem seiner Briefe an die Korinther: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie eifert nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht unnötig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf“ (1. Korinther 13:4-8)

Die Liebe ist auch Teil des wichtigsten Gesetzes. So entgegnet Jesu einem ihn fragenden Pharisäer: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzen Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22:37-40).

Verbindet man die beiden Verse kann man sich vorstellen wie sich die Welt ändern könnte, würde sich ein jeder diese Worte zu Herzen nehmen. Es wäre nicht mehr wichtig, dass das Auto neuer und das Haus größer als das des Nachbarn ist, denn wir würden nicht prahlen oder nacheifern. Wir würden einander helfen, ja, eventuell sogar einander Vorteile verschaffen, in einem gütigen Weg, nicht den eigenen Nutzen suchend. Vertrauen wäre eine neue Konstante, denn wir würden uns an der Wahrheit freuen und von unserem Nächsten das Beste erwarten, hoffen und glauben.

Anstatt dass der Nachbar einen zum Einzug einen warnenden Willkommenssatz zukommen lässt, könnte man vielleicht eine Tasse Tee zum Kennenlernen erfahren. Anstatt einer Rüge, ein Hilfsangebot; anstatt einer Beschwerde, einen Lösungsversuch. Unsere Welt und der Umgang mit unseren Mitmenschen würde auch im Alltag viel herzlicher sein. Wir könnten daraus nur selbst Freude empfangen.

Wir alle erhalten Talente als Geschenk Gottes. Wir sind einzigartig geschaffen von Gott. Jedoch lässt er uns wählen und gibt uns die freie Entscheidung darüber, wie wir diese Gaben einsetzen möchten. Und so ist es eben jedem selbst überlassen ob wir eher egoistisch handeln oder nicht. Die Liebe jedoch führt uns klar weg von der Selbstbezogenheit: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1. Korinther 13:13). Das ist sogar im Himmel so, denn alle anderen Gaben sind vergänglich – nicht die Liebe.

Und so ist das auch in der Ehe oder anderen zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir müssen uns nicht immer mögen, wir müssen nicht immer einer Meinung sein, wir müssen nicht immer den gleichen Weg gehen wollen… die Liebe jedoch sorgt für Zuwendung und Fürsorge, für Respekt und Vertrauen, für Nähe und Freude, für Zufriedenheit und Hilfsbereitschaft, für Zuspruch und Beiseitestehen.

Mit der Liebe im Leben ist eben alles besser.

Die Wahrheit

Die Wahrheit

Die Frage nach der Wahrheit hat die Menschheit schon immer beschäftigt; sie gehört zu den zentralen Fragen der Philosophie, aber auch der Logik und der Theologie. Schließlich behauptet die katholische Kirche den einen wahren Glauben zu lehren. Also, nicht irgendeinen Glauben, aber den wahren Glauben. Wenn wir also nach der Wahrheit suchen, müssen wir etwas tiefer gehen.

Ziemlich oft ist mir persönlich das „Tiefer-gehen“ zu viel Aufwand. Wenn mein Mann und ich während einer Diskussion der Sache auf den Grund gehen wollen, dann gibt oft einer von uns beiden nach, weil wir uns nicht in die Haare bekommen wollen. Entweder er oder ich sagen dann: „Ja, du hast Recht und ich habe meine Ruhe.“ Dem Finden der Wahrheit trägt dies schrecklich wenig bei; leider ist genau das jedoch was häufig in unserem Leben passiert. Wir geben nach, dem lieben Frieden willen. Ich möchte sie nun keineswegs dazu aufrufen demnächst ihren Kampfesgeist neu zu entfachen und jedem gegenüber, mit dem sie eine Unterhaltung führen, rechtwisserisch zu sein. Wann also sollen wir auf unseren Punkt beharren? Und wann sollten wir in dieser Hinsicht lieber in Nächstenliebe handeln und unsere Lippen verschließen? In der Tat, manchmal sollten wir sogar aus Nächstenliebe heraus unseren Mund auftun und die Wahrheit verkünden.

Gehen wir kurz zurück zu Zeiten Jesu. Als Johannes der Täufer im Gefängnis saß, war auch er auf der Suche nach der Wahrheit. Er schickte zwei seiner Nachfolger zu Jesu um von ihm selbst zu erfahren ob er wirklich der Messias sei. „Bist du es, der da kommen soll, oder haben wir auf einen anderen zu warten?“ (Matthäus 11:2-3). Darauf hin erwidert Jesus, dass die Jünger Johannes davon berichten sollten was sie hörten und sahen. Später als sie dann wieder gegangen waren, fing Jesus an zu der Menge die sih aufgetan hatte zu sprechen und fragte: „Was habt ihr denn sehen wollen?“ […] „Oder wozu seid ihr hinausgegangen?“ (Matthäus 11:7-9). Jesus spricht also genau das an was wir uns auch manchmal fragen sollten. Ist die Wahrheit was wir hören wollen? Oder ist die Wahrheit oft zu unbequem, zu lästig für uns, weil wir uns dann eventuell selbst am Schopf packen und etwas an unserem Leben ändern müssten.

Die Geschichte geht weiter… nun sind wir beim Leidensweg Jesu angekommen. Auf dem Ölberg warnt er seine Jünger: „Gebt Acht, dass euch niemand irreführt. Denn viele werden unter meinem Namen auftreten  und sagen `Ich bin der Christus.` und sie werden viele irreführen. Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Gebt Acht, lasst Euch nicht erschrecken“ (Matthäus 24:4-6). Hier spricht Jesus also zu uns und rät uns Klugheit und Besonnenheit walten zu lassen – auf der Suche nach der Wahrheit – nicht immer nach dem Gefühl und dem Herzen zu gehen, aber vorzugsweise mit Gottes Weisheit zu handeln.

Nocheinmal schnell vorgespult; als Jesus vor dem Hohepriester steht und von diesem über seine Jünger und seine Lehre befragt wird, sucht auch Kajaphas scheinbar nach der Wahrheit. Aber tut er das wirklich? Denn nachdem ihm der Angeklagte Rede und Antwort steht und Jesus es sogar auf den Punkt bringt: „Wenn es nicht recht war was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst Du mich?“, wird Jesus gefesselt und abgeführt.

Manchmal ist es schwer für uns Menschen die Wahrheit zu vertragen. In einer Auseinandersetzung rühmt sich meist jeder die „Wahrheit mit dem Löffel gegessen“ zu haben – also viel zu wissen. Wenn ich mich zwischendurch jedoch selbst unter die Lupe nehme, muss ich zugeben, dass ich von so einigen Themen gar keine Ahnung habe. Also müsste ich entweder besser recherchieren oder aber bei dieser Diskussion Ruhe bewaren und still sein.

In der katholischen Kirche gibt es im Moment sehr viele Unstimmigkeiten (gestern habe ich von der Einheit der Kirche geschrieben für die Jesus noch am Kreuz hängend betete – seine Kirche – sein mystischer Leib), aber wer ist im Besitz der Wahrheit?

GOTT!

Also, lasst uns anfangen das Wort Gottes zu lesen, das Haus Christi zu besuchen, und mit Jesus ein Kennenlern-date auszumachen. Lauschen wir nicht nur auf die vielen lauten Stimmen die sich im Moment von allen Seiten her besonders hervortun, aber gehen wir in uns und erlauben Jesus und seiner allerheiligsten Mutter (aber dafür schreibe ich einen neuen Beitrag) uns den Weg zu zeigen. Der Heilige Geist, der seit unserer Taufe in unseren Körpern wohnt (richtig gehört – im Körper eines jeden der im Namen des Dreieinigen Gottes getauft wurde) wird uns dabei sicherlich gerne behilflich sein, vorallem wenn wir danach fragen.

Krank aber nicht gebrochen

Krank aber nicht gebrochen

Ich bin krank. Nachdem die letzten drei Tag mein Mann flach lag, hat es nun mich erwischt. Ganzkörper Gliederschmerzen. Fieber. Kopfschmerzen und ein leichter Husten mit Schweregefühl in der Bronchiengegend. (Ich möchte mein Versprechen an unseren Herrn erfüllen und bis Weihnachten jeden Tag einen Beitrag verfassen, so auch heute. Keine Sorge, durch das Internet kann ich sie ja nicht anstecken.)

Mein Mann und Sohn sitzen neben mir und lesen aus den 33-tägigen Vorbereitungen des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort vor. Das sind 33 Schritte mit Maria zu Jesus; die vollkommene Hingabe seiner selbst an die Gottesmutter, die einen dann zur Seite steht wenn wir auf Jesus zugehen. Zum Marianischen Jahr 1987 hob der heilige Johannes Paul II. in der Enzyklika „Redemptoris Mater“ den Heiligen als Meister einer solchen Spiritualität hervor (Nr. 48). Am 8. Dezember, zum Fest der Unbefleckten Empfängnis soll die Weihe stattfinden. Beten sie für mich, dass ich bis dahin wieder gesund bin.

Als ich hier so liege, mit Mütze auf dem Kopf und Bademantel um meine Klamotten herumgewickelt, weil es mich friert und ich mich selbst so bemitleide, denke ich an den Leidensweg Jesu. Ob er sich auch selbst bemitleidet hat? Ich glaube nicht, denn er wußte, dass er diesen schweren Weg gehen musste. Trotzdem ergriff ihn Traurigkeit und Angst, wie wir im Matthäusevangelium lesen können. „Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir“ (Matthäus 26:38). Obwohl ich meine kleinen Wehwehchen hier natürlich nicht mit der Passion vergleichen möchte, das wäre überaus unverhältnismäßig, kann ich mitfühlen. Man ist einfach nicht gerne alleine wenn es einem nicht gut geht.

Und wenn ich eines weiß, dann, dass die vergangenen Jahre der Pandemie auch eine Welle der Einsamkeit hervorgebracht haben. Junge und alte Menschen zugleich leiden immernoch unter den Folgen. Vorallem jetzt in der kalten Jahreszeit, woch auch wieder Bakterien, Viren & Co. herumschwirren, fällt es einfach uns in unseren Zimmern und Häusern zu verschanzen. Manchmal müssen wir das sogar unfreiwillig hinnehmen.

Als Jesus dann am Kreuz hing, rief er kurz vor seinem Tod: „Eli, Eli, lema Sabachtani? das heißt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ (Matthäus 27:46). Dieses Gefühl der Abwendung von Gott, diesen gespürten Liebesentzug fühlten im übrigen auch viele Heilige während ihres Lebens und vor dem Tod. (Spontan fallen mir da die hl. Mutter Theresa ein, aber auch der hl. Patre Pio, die hl. Therese vom Kinde Jesu und die hl. Faustina Kowalska).  Viele berichten aber von dieser Trostlosigkeit im Gebet als Gnadengabe, da sie für und mit unserem Herrn leiden konnten. Aber darauf will ich im Moment gar nicht eingehen.

Mir geht es hier um die Einheit die Jesus Christus in seiner katholischen Kirche etablierte. Wußten sie, dass katholisch wirklich allumfassend bedeutet? Er errichtete für uns die Universale Kirche, die eine wahre Kirche, damit wir eben nicht alleine sein müssen sondern immer mit ihm verbunden sind. Und das bewieß er uns auch auf seinem Leidensweg.

Er erlaubte seinen Verfolgern ihn zu schlagen, ihn zu demütigen, ihn zu verspotten, ihm eine Dornenkrone auszusetzen, ja sogar, ihn mit einer Lanze in die Seite zu stechen; aber eines verwehrte Gottes Sohn seinen Peinigern – ihm auch nur einen einzigen Knochen im Körper zu brechen. Alle Glieder seines Körpers sollten in der Einheit bleiben. Warum? Weil sein Körper den mystischen Leib der Kirche darstellt und die Dreieinigkeit widerspiegelt. „Denn das ist geschehen damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen (Johannes 19:36).

Jesus steht für die Einheit in seiner Kirche, welche auf dem Fundament der Wahrheit und der Nächstenliebe basieren. Sein Herz ist durchbohrt, aber sein Körper ist nicht gebrochen. Wir sind die Glieder der Kirche. Die Knochen die nicht ohne den Leib existieren können; so aber auch der Leib nicht ohne die Knochen. Mit ihm und in ihm sind wir stark, durch Einsakmeit, Krankheit, oder andere Leidenswege hindurch.

Bis zum Ende betet Jesus, dass wir bei ihm bleiben sollen, dass wir ihn nicht alleine lassen, dass wir die von ihm gewünschte Einheit bilden. So wie ich mich freue, dass meine Familie um mich herum am Krankenbett sitzt und unsere Familieneinheit bildet.

Aber wie reagieren wir auf seine Bitte?

Das Licht der Welt

Das Licht der Welt

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. […] Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht“ (Johannes 1:1-5 & 9-10).

In feierlichen Worten kündet das Schlußevangelium die erhabene Würde des ewigen Gottessohnes und unserer Gotteskindschaft; die Passage oben ist ein Auszug daraus. Wir lesen diesen Text nach jeder heiligen Messe und obwohl ich ihn mittlerweile schon in- und auswendig kenne, ziehe ich immer wieder etwas Neues daraus; ein Wort das mich anspricht, ein neuer Zusammenhang, den ich erkenne… im Moment sagt mir vorallem die Beschreibung zu, dass Jesus das Licht der Welt ist. Er erleuchtet die Finsternis. Das passt in diesen trüben Tagen, denn vorallem in dieser finsteren Zeit des Winters ist es herrlich, dass das liturgische Jahr mit einem wunderbaren Versprechen beginnt – dem Sohn Gottes, der Mensch wird und zu uns auf Erden kommt um uns von dieser Finsternis zu erlösen.

Wenn in diesen Tagen die Kerzen auf dem Adventskranz leuchten, dann erhellen sie wirklich ihr Umfeld. Haben sie es schon einmal ausprobiert in einem dunklen Raum zu sitzen, oder einer Ecke die nur spärlich beleuchtet ist, nur um dann eine Kerze im Düsteren zu entzünden? Der Schein des Lichtes in der Dunkelheit erhellt nicht nur das Zimmer, aber auch unsere Herzen. Ich lasse manchmal sogar eine Laterne in sicherer Glasbehausung brennen wenn ich mich am Abend ins Bett lege; dann genieße ich das Flackern der Kerze an der Zimmerdecke. Es strahlt Ruhe, Wärme und Frieden für mich aus.

Das Licht gibt aber auch Sicherheit. Im Dunkeln fühlen wir uns oft wehrlos. Wir sehen nicht was uns umgibt, dann kommt die Angst; die Sorge vor dem Unbekannten. Nicht umsonst gibt es den Spruch: „Dann stehen wir im Dunkeln da.“ Was heißt das? Nichts zu wissen, nicht informiert zu sein, außen vor zu sein, nicht zu wissen was passiert.

Wie im Schlußevangelium zu lesen ist, wird Jesus aber nicht nur das Licht der Welt genannt. Allen voran steht er als das Wort. Er erhellt uns also auch durch sich als Wort, das Wort Gottes, und bringt uns so Gottes Weisheit. Damit wir eben nicht im Dunkeln da stehen, sondern das Leben finden.

Wort – Leben – Licht

Ruhe – Wärme – Frieden – Sicherheit – Weisheit

Jesus wurde Mensch um uns der Finsternis der Sünde zu entreißen und unser Leben zu erleuchten. Lassen wir uns das durch die Adventszeit zugegen werden und die obrigen Worte auf uns einwirken. Bekommt Weihnachten dadurch eine andere Bedeutung für uns? Die geweihte Nacht in der der helle Stern zum Licht der Welt führt? Wortspiele die eine Meditation wert sind, am besten bei Kerzenschein. Meinen sie nicht?

Der große Preis

Der große Preis

Was tun wir nicht alles im Leben für den großen Preis am Ende des Wettkampfes. Bereits im Kindergarten fangen wir an unsere Jüngsten in den Kampfgeist einzustimmen. Wer am besten zeichnet, am schnellsten läuft oder am schönsten musiziert, der steht am Ende als Gewinner auf dem Podest. Auszeichnungen gibt es viele im Leben. Auch wenn wir älter werden nehmen wir gerne an Turnieren, Preisausschreiben und Gewinnspielen teil, immer in der Hoffnung, dass wir am Ende mit dem Pokal dastehen.

Halbherzig kann man an solche Angelegenheiten nicht rangehen. Der gute Spruch: „Alles in Maßen,“ hilft hier nichts. Bei solchem Sportgeist muss man wohl eher sagen: „Alles oder Nichts.“ Schließlich gewinnen Weltmeiser oder Olympiasieger die Medaillen nicht umsonst. Solche Menschen lassen sich durch nichts von ihrem Ziel abbringen. Sie sind zielstrebig, trainieren hart, arbeiten schwer für ihren Erfolg; ja, sie kennen sich auch mit dem Fasten aus, denn es darf nicht zu viel und nicht das falsche getrunken oder gegessen werden. Parties mit Freunden sind zwar erlaubt, aber bitte nicht in den späten Abendstunden, denn der Schlaf geht vor; am nächsten Tag geht es wieder früh raus und ans Training. Ja, man gewinnt eine Medaille eben nicht vom nichts tun.

Trotzdem, wieviel sind solch eine Urkunde, der damit erkämpfte Ruhm und das gewonnene Prestige eigentlich wert? Und wie lange erinnern sich andere Menschen an die die auf dem Treppchen stehen? Wie lange also hält der Erfolg an? Fakt ist, am Ende unseres Lebens müssen wir alles irdische zurücklassen, da kann man dann zwar die Goldmedaille mit ins Grab nehmen, aber dort verbleibt sie dann auch. Für was kämpfen wir also?

Stellen sie sich einmal vor, jemand in ihrem Bekannten- oder Freundeskreis würde die selbe Zeit die ein Sportler dem Training zuschreibt Gott widmen. Anstatt täglich ins Fitnessstudio, auf den Tennis- oder Fußballplatz oder ins Schwimmbad zu rennen geht dieser Mensch lieber in die Kirche und widmet seine Zeit dem Herrn und dem was nach dem weltlichen kommt. Was würden wir dazu sagen? „Na, aber mal halblang, alles schön gemäßigt. Man kann es auch übertreiben. Einmal im Jahr, zu Weihnachten, oder vielleicht noch zu Ostern reicht das mit dem Kirche-gehen schon.“ Ja, so ist es heutzutage. Zeit haben wir, aber nicht für Gott. Und das obwohl uns auch hierzu der Heilige Paulus eine Empfehlung gibt.

So schreibt er in einem seiner Briefe an die Korinther: „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt! Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen. Darum laufe ich wie einer der nicht ziellos läuft […]“ (1 Korinther 9:24-26).

Wir gewinnen keine Medaille durch Halbherzigkeit, das wissen wir. Daher kämpfen wir täglich für alles was uns hier auf Erden lieb und teuer ist, was wir uns hart erarbeiten, und schauen dabei nicht über den Tellerrand (den Tod) hinaus. Leider gibt es auch im Himmel keine Preise fürs Ausprobieren. Gott möchte, dass wir unseren Verstand, unsere Besonnenheit & Klugheit, unsere Tugenden & unseren Ehrgeiz auch für ihn zum vollen Einsatz bringen. Dafür wird er uns dann auch gebührend belohnen, mit einem unvergänglichen Siegeskranz; aber nur wenn der Einsatz stimmt.

Ist der große Preis am Ende des Lebens uns das nicht wert?

Advent – eine Zeit des Fastens?

Advent - eine Zeit des Fastens?

Mit Lebkuchen, Spekulatius, Oma´s Lieblingsplätzchen und einer guten Tasse Punsch in der Hand denkt wohl niemand gerne ans Fasten. Dass der Advent eine Zeit des Fastens ist war mir auch neu; ich hab´ mich da früher immer lieber an den Glühwein gehalten. In diesem Jahr ist das etwas anders, dachte ich. Als ich mir vor dem ersten Advent darüber Gedanken machte was ich wohl in der Vorweihnachtszeit aufgeben solle, viel mir natürlich als erstes der Wein ein, oder der schwarze Tee den ich doch sehr gerne trinke und der mich vorallem in der kalten, dunklen Jahreszeit innerlich erwärmt. Zum Glück unterscheidet sich die Adventszeit aber von der Fastenzeit doch ein bisschen, wo das „Sich-entbehren“ eine noch bedeutendere Wirkung hat, schließlich ist das die Zeit der Trauer, die Zeit vor der Passion Christi. Jetzt aber in der Weihnachtszeit sollen wir voller Freude und Frohsinn auf die Geburt unseres Herrn blicken. Trotzdem, das Fasten in dieser Zeit soll uns dennoch in die rechte Sinneslage bringen; sozusagen unseren Körper mit unserem Geist vereinen.

Fasten begleitet das Gebet – das war schon seit Anbeginn der Christenheit so, ja sogar davor in der jüdischen Tradition. Erinnern sie sich an die Geschichte im Neuen Testament in der Joahnnes der Täufer und dessen Jünger fasten & beten. Dann sehen diese Jesus und seine Jünger die das nicht tun. Prompt sprechen sie Jesus darauf an und möchten ihn gerne rügen. Er aber antwortet: „ Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein; dann werden sie fasten“ (Matthäus 9:15). Jesus spricht natürlich über sich selbst als Bräutigam und ruft uns hiermit direkt zum Fasten auf. Als die Jünger dann die gute Nachricht verbreiten und auf ihren Reisen den Glaube Jesu verkünden sprechen auch sie immer wieder vom Beten & Fasten, so zum Beispiel in der Apostelgeschichte 13:2 „Als sie zu Ehren des Herrn Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der Heilige Geist [zu ihnen].“

Wir brauchen Gott so sehr in unserem Leben. Aber wir brauchen auch die richtige Prädisposition, wir müssen empfänglich sein. Wenn aber unser Körper, unsere Zeit, der Alltag, unsere Freundschaften & Beziehungen mit allem möglichem Weltlichen gefüllt sind nur nicht mit Jesus, dann tut es uns gut mal etwas Abzuspecken. Das muss nicht immer das Essen oder Trinken sein. Vielleicht wäre es von Vorteil ein paar Minuten oder sogar Stunden weniger an unseren elektronischen Geräten zu verbringen, oder wir rauben unserer selbst mal die halbe Stunde Kuschelzeit vor dem Aufstehen am Morgen und nutzen diese Zeit für ein Gebet. Das Fasten kann für jeden Menschen anders aussehen. Wichtig ist der Einklang zwischen Körper und Geist; nicht, dass beide in entgegengesetzte Richtungen laufen (der Körper zum Geschenkeeinkauf in die Innenstadt und der Geist zum Rorategottesdienst in die Kirche). Herunterschalten und die besinnliche Zeit ganz und gar spüren; das Gebet mit Leib & Seele beten (wie der Heilige Dominikus), das ist die ´Nebenwirkung´ des Fastens.

Aber es geht auch anders – vorallem vor Weihnachten. Unser Priester sprach bei der letzten Sonntagspredigt von einem Mehr anstatt Weniger in dieser Vorbereitungszeit auf die Geburt Jesu. (Gut, dann muss ich meinen wärmenden Tee also doch nicht aufgeben.) Wir sind gefragt ein paar extra Schritte für Jesus zu gehen, so wie die Hirten auf dem Feld und die Könige, die nicht nur schnell die Geschenke besorgten, sondern auch die weite und beschwerliche Reise auf sich nahmen um den Messias willkommen zu heißen.

Weihnachten steht vor der Tür. Es ist das Fest der Liebe. Ob Fasten oder Extra-tun – bereiten wir uns gebührend auf die Ankuft des Herrn vor und zeigen wir diesen Einklang von Körper & Geist auch unseren Mitmenschen; sie werden ihn spüren!

Friede

Friede

Vorgestern war der erste Advent. Jetzt beginnt die friedvolle Zeit, die Vorweihnachtszeit. In den Straßen leuchten die geschmückten Laternen, in den Gärten die kleinen Lichter der Weihnachtsgestecke und manchmal sieht man sogar durch die Fenster der Häusern schon den ein oder anderen Weihnachtsbaum. Wir alle sehnen uns nach einer harmonischen Zeit in der die Probleme des Alltags etwas in den Hintergrund rücken. In diesem Jahr fällt das allerdings besonders schwer. Es scheint als ob die vergangenen Jahre der Pandemie immer noch ihren Schatten auf uns werfen; noch dazu kommen in diesem Jahr jedoch die Sorgen um den Krieg vor Europas Tür, die weltweite Inflation, die Wirtschaftkrise im eigenen Land und die Nöte um ausreichende Energie- und Stromversorgung durch den bevorstehenden Winter. Ich möchte und kann hier gar nicht ins Detail gehen, denn ehrlich gestanden haben wir keinen Fernseher oder Radio in unserem Haus und wenn ich nicht von meinem Mann die neuesten Schlagzeilen vorgelesen bekommen, dann befinde ich mich so ziemlich hinter dem Mond.

Ich mache mir aber oft Gedanken über den Frieden, schließlich ist er das nach dem wir uns sehnen. (Im übrigen bin ich der Meinung, dass sich wirklich alle Menschen nach Frieden sehen, auch die, die Mitten im Kampf stehen; aber das ist ein anderes Thema für einen anderen Tag.) Nachdem ich nun fast durch die gesamte Bibel gelesen haben, wird mir immer mehr bewusst, dass Unruhen, Kämpfe, Krieg und auch Streitereien zwischen den Menschen seit Anfang an zu unserer Geschichte gehören. Wer etwas im Glauben verankert ist, hat sicherlich schon von der Erbsünde gehört; der Sünde die Adam und Eva uns noch jetzt auf die Schultern laden, durch ihr erstes Aufgebahren vor Gott, ihr Ungehorsam gegenüber seinen Regeln im Garten Eden. Und deswegen kämpfen wir jetzt immernoch?

Im gewissen Sinne schon, denn es ist immer ein Kampf von Gut gegen Böse – von Anfang an, durch alle der Jahrtausende. Allerdings diskutieren ironischweise die Gegenseiten immer darüber wer denn nun der Held und wer der Verbrecher der Geschichte ist. Die Finger zeigen natürlich immer auf den Opponenten. Werden wir also nie den Frieden finden?

Hier kommt Gott ins Spiel. Er versichert uns immer wieder, dass er uns den Frieden bringen wird. Zynische Kritiker bemängeln natürlich die zeitnahe Umsetzung der einträchtigen Versprechen unseres Herrn und lassen sich sogar darauf ein zu behaupten, dass der Unfriede in der Welt ein Beweis gegen die Existenz Gottes sei. Ich möchte dieser Behauptung nachdrücklich entgegensprechen und daran erinnern was Jesus selbst uns mit auf den Weg gibt: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch“ (Johannes 14:27). Und genau darin liegt der Unterschied.

Jeden Sonntag beten wir in der Heiligen Messe, zwischen dem Vaterunser und kurz vor dem Empfang der Kommunion beim Friedensgebet: „Herr Jesus Christus, Du hast zu Deinen Aposteln gesagt: ‚Den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.’ Schaue nicht auf meine Sünden, sondern auf den Glauben Deiner Kirche und gebe ihr huldvoll Frieden und Eintracht, wie es deinem Willen entspricht.“ Es ist also nicht unser Friede den Gott uns bereitstellt. Jesus sagt: „MEINEN Frieden gebe ich Euch.“ Unser Friede beinhaltet viele Sachen die wir uns auf dieser Welt wünschen, ja, manche vielleicht sogar ehrenhaft und anstrebenswert, aber eben nicht die Art von Frieden die Gott uns verspricht. Jesus sagt wir werden den Frieden IN IHM finden, nicht, dass er uns Frieden gegen unseren Willen überstülpen wird. Er stellt es uns jeden Tag auf neue frei auf welche Seite wir uns begeben; diese Freiheit ist auch ein Versprechen Gottes an uns, denn er möchte uns nicht erpressen. Er möchte uns aus freien Stücken bei sich haben. Und wenn wir uns darauf einlassen, ihm wenigstens eine Chance geben, ihn mal um ein erstes Kennenlernen bitten, uns öffnen und seinen Worten lauschen, dann kann mit ihm auch SEIN FRIEDE bei uns einkehren. Und dieser Friede ist innerlich. Es ist ein Friede der Seele. Der Friede den Maximilian Kolbe im Konzentrationslager gespürt hat oder Johanna von Orléans im Hundertjährigen Krieg. Es ist der Friede den so viele Heilige fühlten während sie verfolgt, gedemütigt und auch oft ermordet wurden. Ein Friede der, wenn man ihn einmal als Gnadengeschenk bekommen hat, einem nicht mehr entrissen werden kann.

Und somit können wir das große Geschenk des Friedens Jesu auch in unseren Tagen erleben. Sogar jetzt, inmitten dieser schwierigen Zeiten. Vorallem jetzt, wo das Fest der Geburt Christi vor der Türe steht – die Weihnachtszeit, die friedvolle Zeit. Wir müssen nur dem Herrn die Türe zu unserem Herz für sein Kommen öffnen, dann werden auch wir dieses große Geschenk erhalten; das Geschenk des Himmels, das mit Gold und Silber nicht aufzuwiegen ist – den Frieden.

Wo sind meine Kinder?

Wo sind meine Kinder?

Ein normaler Sonntagmorgen. Wir machen uns fertig zur Kirche zu fahren. Dort angekommen liefern wir unseren Jüngsten bei der Katechismusklasse ab und gehen auch selbst so langsam ins Gotteshaus. Die meisten Bänke sind noch frei, aber wir wissen, dass das nicht mehr lange so sein wird. Deshalb reservieren wir immer ein paar Sitzplätze für unsere Kinder wenn diese etwas später ankommen, oder vom Unterricht hereintrödeln. Als Mutter sitze ich gerne umgeben von meiner Familie in der Kirche. Es freut mich meine Kinder um mich zu haben wenn wir den Gottesdienst feiern; vielleicht können sie mir das ja nachfühlen. Bereits ein paar Minuten später füllen sich die Reihen und mein Mann muss immer wieder Anfragen nach den Sitzplätzen abwehren. Nach dem Rosenkranzgebet ist die das Gotteshaus nun proppevoll. Der Organist fängt an zu spielen, der Chor beginnt zu singen, die Glocke läutet und endlich gibt es auch mein Mann auf die Plätze neben uns frei zu halten; ein junges Pärchen setzt sich. Die Heilige Messe beginnt, nur: „Wo sind meine Kinder?“

Aus heiterem Himmel fange ich an zu weinen. Die Tränen strömen nur so über meine Wangen. Was ist denn jetzt mit mir los, denke ich mir. Klar, ich vermisse meine Kinder neben mir, aber ich weiß, dass sie irgendwo hier in der Kirche sind – kein Weltuntergang also. Aber der Schwall der Trauer lässt nicht nach, anstatt dessen wird es nur noch schlimmer. Ein tiefer Schmerz breitet sich um mein Herz herum aus; ja, es sind fast schon körperliche Schmerzen. Nach einer kurzen Weile wende ich mich kniend unserem Herrn zu. Ich frage ihn ob er denn wisse was mit mir los sei. Scheinbar postwendend bekomme ich eine Antwort von oben; er wirft mir die gleiche Frage vor die Füße zurück: „Wo sind meine Kinder?“

Mir fällt es nun wie Schuppen von den Augen. Die tiefe Sehnsucht nach seinen Liebsten, die Nähe nach der man sich so sehr sehnt, die Vorfreude auf ein Wiedersehen, wenn das Herz Freudensprünge macht – und dann kommt niemand. Das erinnert mich an ein Buch das ich vor einigen Jahren gelesen haben: „Consoling the Heart of Jesus“ von Father Michael Gaitley. Darin geht es darum wie man das Herz Jesu trösten kann. In diesem Buch schreibt der Priester (und ich übersetze hier frei): „Kein Wunder, dass das unseren Herrn verletzt… Er kommt zu uns in der Eucharistie, dem Sakrament der Liebe, so dass die Menschen ihn liebevoll empfangen können, aber keiner tut es. Geht doch in die Kirchen, schaut hinein, dann wisst ihr was los ist.“ Das Herz schmerzt qualvoll, die Einsamkeit macht sich breit, man fühlt sich verlassen und eine tiefe Traurigkeit des vergessen werdens greift um sich. Es scheint, als ob Jesus mir an diesem Sonntag einen flüchtigen Einblick in sein Leiden gewährt. Und obwohl die Tränen auf meinen Wangen langsam trocknen, scheint Jesus immernoch zu rufen: „Wo sind meine Kinder?“

Ich sage ihm, dass ich alles tun werde was in meiner mickrigen Macht steht seine Kinder zu erreichen. Ich verspreche ihm bis Weichnachten jeden Tag einen Blog-Beitrag zu schreiben; auch wenn diese vielleicht nie von jemandem gelesen werden. Ich sage ihm auch, dass ich keine Antwort auf seine Frage habe, was natürlich gelogen ist – und so habe ich schon wieder gesündigt. Aber wer würde es denn übers Herz bringen mir als wartenden Mutter zu sagen, dass ihre Kinder Besseres zu tun haben, oder sich anderswo vergnügen? Die Wahrheit tut so weh und ich bringe nicht über die Lippen was unser Herr natürlich sowieso bereits weiß, dass sein schmerzendes Herz wohl im Moment nicht von uns getröstet wird. Solange die Menschen die weltlichen Vergnügen anbeten, die materialistischen Güter dem Himmel vorziehen sind wir alle wohl eher überhebliche Anbeter Seiner, so wie das der Heilige Louis de Montfort ausdrücken würde. Wie maßen es uns an uns selbst als Gläubige zu betiteln aber schwelgen uns gleichzeitig in der Sünde. Wenn wir jedoch wenigstens noch das wären, denn viele halten nicht einmal mehr diesen Vorwand aufrecht. Sie wollen ganz einfach nichts mehr mit Gott am Hut haben.

Und so schmerzt das Herz weiterhin und die Frage bleibt bestehen: „Wo sind meine Kinder?“